Surely You’re Joking Mr. Feynman
coffee tableDieser Beitrag liefert den Startschuss für die neue Blog-Kategorie Coffee Table. Dabei präsentiere ich eine Meinung zu von mir gelesenen Büchern. Als Coffee Table Book werden eigentlich wortkarge Bildbänder bezeichnet. Ich verwässere die ursprüngliche Bedeutung, da der Name vortrefflich eine entspannte Runde im Lesesessel suggeriert.
Wir starten direkt mit "Surely You’re Joking, Mr. Feynman!". Das ist eine Sammlung kurzer Geschichten aus dem Leben des Physikers Richard Feynman, u.a. bekannt für seine Beteiligung am Manhattan-Projekt.
Diese etwas andere Autobiographie ist von Feynman selbst diktiert. Einzelne Episoden werden daher detailreicher beschrieben, als es für einen Historiker möglich wäre. So zum Beispiel die vielen Wege, die Feynman nutzte, um die Tresore seiner Atombombenforscherkollegen zu knacken oder wie er sich beim Flirten wissenschaftlicher Methoden bediente.
Seine Liebe zum Trommeln (Bongos) wirkt schrullig, hätte aber besser nicht auf gefühlten 50 Seiten diskutiert werden müssen. Dann doch lieber solche Erkenntnisse, dass auch ein Genie wie er ein wenig Glück hatte oder sich bei Lebensentscheidungen wie der besten Wahl des Arbeitsorts schwer tat. Der Buchtitel ist gut gewählt, denn es werden auch viele Streiche erzählt, die er bei jeder sich bietenden Gelegenheit auslebte und für den Lesefluss erfrischend sind.
Im letzten Kapitel wird er einmal ernst und mahnt, dass das Zeitalter der Wissenschaft noch lange nicht vollends eingeläutet ist. Das liegt nicht nur an solchen Phänomenen wie Uri Geller, welcher ihm einmal vergebens seine Fähigkeiten beweisen wollte. Vielmehr tappen wir in den meisten Bereichen, z.B. Kriminalitätsbekämpfung oder effektive Bildung, methodisch im Dunklen, aber erheben den Anspruch auf Wirksamkeit. Ähnlich den Cargo-Kulten (ein Begriff, den ich erstmals in einem Vortrag von Gunter Dueck aufschnappte), welche auf verlassenen Militärflughäfen Signalfeuer entzünden und Einweiser spielen – im Glauben daran, dass ein Flugzeug daraufhin Cargo abwirft. Anschließend legt Feynman seine Meinung zur Wissenschaft dar, die jedem Erstsemestler in die Willkommenstüte gepackt werden sollte. Ohne zu viel zu verraten sei nur gesagt, dass die letzten 10 Seiten dadurch über die ein oder andere zähe Stelle des insgesamt trotzdem lesenswerten Buches hinwegtrösten.